Mein Weg zur akademischen Reitkunst war lang und von Umwegen geprägt.
Schon seit frühester Kindheit gehören Pferde zu meinen ständigen Gefährten. Zunächst mit anderen Reitstilen vertraut, ebnete mir der Zufall den Weg zur akademischen Reitkunst. Überaschenderweise
eröffnete sich mir dadurch ein Feld, welches weit über die direkte Arbeit mit dem Pferd hinausgeht. Den Ausdruck „akademisch“ nehme ich beim Wortsinn. Mein natürliches Streben nach
Wissen und Erkenntnis wird durch die akademische Reitkunst mehrdimensional angesprochen. Die direkte Arbeit mit meinem eigenen Pferd sowie das didaktische Vermitteln von Wissen in der Reitbahn wird
kontinuierlich durch intensives Selbststudium ergänzt. Zahlreiche literarische Werke rund um die akademische Reitkunst und deren thematische Teilbereiche habe ich schon kennenlernen dürfen. Noch
spannender ist jedoch, dass man sich selbst immer mehr kennenlernt. Sei es durch das intensive Erspüren des eigenen Körpers auf dem Pferderücken oder durch den Prozess der ständigen Umformung des
eigenen Charakters, da man bei der akademischen Reitkunst kontinuierlich mit seinen eigenen Grenzen konfrontiert wird, welche es zu überwinden gilt. Um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben, hole
ich mir in meiner Freizeit Anregungen von anderen Trainern in Form von Kursen und Workshops. Tiefste Dankbarkeit empfinde ich für alle Begegnungen, die ich mit den unterschiedlichsten Charakteren auf
meinem Weg machen durfte. Zudem schätze ich den niveauvollen Umgang, welcher insbesondere unter den Anhängern der akademischen Reitkunst gepflegt wird.
Nur in den seltensten Fällen bringen Pferde die anatomischen Voraussetzungen mit, um vollkommen schadlos geritten werden zu können. Mein Konzept besteht darin, das Pferd zunächst vom Boden aus
kennenzulernen und systematisch auf die Arbeit vorzubereiten. Die von mir vermittelte Bewegungslehre bezieht sich auf Mensch und Tier und berücksichtigt alle Besonderheiten und Kontraindikationen
beider Körper.
Das Pferd spiegelt einem ungeschönt die eigenen Fehler wieder, welche hier nicht als individuelles Versagen interpretiert werden, sondern als Chance zum persönlichen Wachstum. Man entwickelt eine
gewisse Demutshaltung gegenüber dem Tier, was es zu einem Partner auf Augenhöhe werden lässt. Diese partnerschaftliche Basis führt zu einer perfekten Symbiose von Mensch und Tier. Daraus resultiert
förmlich ein Verschmelzen mit dem Pferd, welches für mich zurecht den Namen Reitkunst trägt. Dieses Gefühl der Leichtigkeit ist so überwältigend, dass man es einfach immer wieder
erleben möchte.
Marzenna Wos